Die Einkaufsstraße

Polly legt die Stirn in Falten und nimmt die Zeitung entgegen. Sie braucht ausgesprochen lang für den Artikel, denn so peinlich es ihr auch sein mag, sie kann nur sehr schlecht lesen und sie würde den Teufel tun Seamus zu bitten ihr zu sagen was in dem Artikel steht oder ihn ihr vorzulesen, so braucht sie fast 15 Minuten bis sie fertig ist. Langsam schüttelt sie den Kopf und blickt auf: "Ich müsste lügen, wenn ich jetzt sagen müsste, dass ich Giovanni hinterher trauere. Allerdings.. Selbst wenn die Culincis weg wäre, und ich bin mir sicher, dass dir viele Leute in diesem Viertel äußerst dankbar wären... Es werden andere kommen und sich auf die herrenlosen Straßen stürzen wie ein ausgehungerter Köter auf ein Stück Fleischabfall..." Polly lässt die Schultern hängen: "Verzeih meinen Pessimismus. Aber nach 10 Jahren, die ich jetzt hier lebe... Glaube ich nicht mehr an Verbesserungen."

Seamus lächelt "Eben es werden andere kommen. Deswegen muss man auch auf das richtige Pferd setzen und zu jenen anderen gehören." sagt er grinsend "Glaub mir in ein paar Wochen, wirst du keine Probleme mehr haben, du stehst ab sofort unter meinem Schutz und damit unter dem Schutz der Familie Cappechi!" sagt er und fährt dann fort "So womit haben sie dir jetzt das Leben schwer gemacht?" fragt er und betrachtet sie.

"Gehen wir ein Stück..." Polly wendet sich zum Gehen und wartet bis Seamus es ihr gleich tut, bevor sie sich in Bewegung setzt. Sie schweigt einen langen Moment, blickt auf die abgewetzten Spitzen ihrer schwarzen Lederschuhe, während sie geht und hält den Blick gesenkt, während sie sich eine neue Zigarette anzündet.
Es war lange her, dass jemand sie nach so etwas gefragt hatte. Und vielleicht sollte sie ihm auch gar nichts erzählen. Nicht, dass ihn das wieder zu irgendwelchen spontanen Ausrastern animiert. Polly seufzt langgezogen. "Ich hab meine Arbeit in der Weberei verloren. Dadurch fehlen mir 30 Dollar in der Woche." Polly verzieht den Mund: "Mit schönen Grüßen von den Culincis... Außerdem war..." sie unterbricht sich selbst und schüttelt den Kopf: "Vergiss es. Das ist alles was du wissen musst."

Seamus wirkt bedrückt, schließlich kann er sich denken, warum Polly ihren Job verloren hat. "Es tut mir leid, dass ich dir solche Scherereien gemacht habe. Ich werde es wieder gut machen, in Ordnung?" Er holt einen Schein einen fünfzig Dollarschein aus seiner Tasche und hält ihn ihr hin. "Hier nimm es, es ist meine Schuld, dass du deinen Job verloren hast, da ist es wohl gerecht, dass ich dir zumindest deinen Wochenlohn gebe! Aber ich werde mich auch noch um den Rest kümmern, versprochen!" sagt er und betrachtet Polly. Er wartet erstmal auf ihre Reaktion, bevor er weiter redet.

Polly beißt sich auf die Unterlippe, schüttelt den Kopf und schiebt seine Hand weg. Kurz war sie wirklich überlegt das Geld zu nehmen. Aber was würde das ändern? Nächste Woche hätte sie wieder 30 Dollar zu wenig. "Lass es." murrt sie und gibt sich gedanklich selbst eine Ohrfeige. Sie hätte sich neue Schuhe kaufen können oder neue Unterwäsche. Aber nein... Sie muss ja die Bescheidene raushängen lassen. Nun gut. Jetzt ist es zu spät. "Erzähl mir lieber mehr über die Cappechis."

Seamus blickt sie ernst an "Ich bestehe darauf, du hast durch mich die Arbeit verloren, ich bitte dich nimm es an, damit ich wenigstens nicht so beschissen fühle!" Er betrachtet sie und blickt sie mit flehendem Blick an. Wenn er nicht sowieso in die Hölle käme würde es spätestens soweit sein, wenn er dafür sorgte, dass eine Frau ohne Arbeit und ohne Wohnung darstehen würde. Während sie gehen sagt er dann jedoch "Die Carpecci oder wie dieser Name auch immer Ausgesprochen wird stammt aus Sizillien, scheinbar wollen sie sich jetzt hier breit machen." Er grinst und deutet auf die Zeitung "Und sie zahlen gut! Das ist ein guter Deal gewesen! " Was er genau meint, kann man sich denken, aber er wird es sicherlich nicht aussprechen.

"So ist das also..." murmelt Polly und scheint zu überlegen. Sie schlägt den Weg in eine schmale, dunkle Seitengasse ein. Miauend springt eine Straßenkatze von einem Mülleimer und tritt die Flucht an. Der Geruch von Pisse ist allgegenwärtig. "Hör zu... Ich weiß ehrlich nicht was ich davon halten soll. Ich traue keiner dieser Familien. Egal ob sie nun Culincis heißen, Capecchi oder von mir aus des Teufels Arsch. Und sei dir sicher, dass ich dir schon mehr erzählt habe als irgendjemand sonst in den letzten Jahren. Ich bitte dich, um deiner selbst Willen. Sei vorsichtig. Du wirkst manchmal ein wenig selbst gefällig. Pass auf, dass dir das nicht zum Verhängnis wird... Und wegen dem Geld... Glaub nicht, dass ich nicht darüber nachgedacht habe es zu nehmen. Immerhin sind es 50 Dollar. Allerdings habe ich mir noch ein gewisses Maß an Stolz bewahrt. Ich bettle nicht um Geld. Und ich nehme sicher keine Almosen. Versuch nicht den Stolz einer irischen Frau zu untergraben." jetzt muss Polly doch grinsen. Das erste mal heute und auf eine merkwürdige Art und Weise tut es ihr gut.

Seamus nickt nur "Glaubst du wirklich, dass ich diese Carpecci für besser als die Culincis halte? Nein, selbst wenn die Culincis hier verschwinden, die Carpecci sind keineswegs besser als die und es wird sich nichts ändern. Jedoch mögen mich die Culincis überhaupt nicht und die Carpeccis bieten mir gut bezahlte Arbeit! Rate mal wen ich da vorziehe!" Er resigniert und sagt dann "Du solltest es nicht als Almosen sehen, sondern eher als wiedergutmachung dass du nun keinen Lohn mehr bekommst. Aber was soll ich groß machen, du willst es nicht und damit dann behalte ich es." Nun da sie sich in einem Durchgang zwischen den Blocks befinden, kann Seamus auf die andere Straße sehen, wo Polizeiautos und einige Schaulustige stehen. "Lass uns das mal angucken!" sagt Seamus grinsend und geht langsam los.

Polly nickt und beschleunigt ihre Schritte. Gemeinsam mit Seamus bleibt sie hinter den Schaulustigen stehen und tippt einem von ihnen auf die Schulter. Ein älterer Italiener dreht sich zu ihr um: "Si?"
"Was ist da passiert?" fragt Polly und stellt sich auf die Zehenspitzen in der Hoffnung etwas sehen zu können. Allerdings scheitert der Versuch. Viel kann sie nicht erkennen. Nur einige Polizisten die um irgendetwas herum stehen.
"Noch nicht gehört? Da ist noch einer von den Culincis umgelegt worden."
"Was? Wer?" platzt es aus ihr heraus und der Alte zuckt mit den Schultern: "Angeblich Pietro. Aber was Genaues weiß keiner..."
"Pietro?" wiederholt Polly langsam und geht ein paar Schritte zurück. Obwohl ihr gerade unangenehm heiß wird, steht ihr der kalte Schweiß auf der Stirn, während die Erinnerung an heute morgen sie zu erschlagen scheint. Tief atmend lehnt sie sich mit dem Rücken gegen die Hauswand und schließt die Augen.

Seamus blickt den Alten Mann an und sagt dann "In letzter Zeit sterben aber viele Culincis, scheinen gerade Probleme zu haben. Ist wohl ne neue Familie oder Bande in der Stadt!" Der Mann nickt "Manche meinen irgendein Ire hätte die Dead Rabbits zurückgeholt und sie würden sich jetzt die Straßen holen, aber das ist doch dummes Gerede. Da ist eine Familie aus Sizilia hergekommen und macht die Culincis jetzt platt!" Seamus wendet sich dann Polly zu und fragt dann "Alles in Ordnung? Du siehst aus, als wärst du krank"

"Was?" Polly blickt auf und schüttelt langsam den Kopf: "Nein... Ich bin nicht krank." flüstert sie und wischt sich den Schweiß von der Stirn und aus dem Nacken. "Er... Ich hab ihn heute morgen noch gesehen. Lebend meine ich... Und..." Sie greift nach Seamus Unterarm und zieht ihn wieder in die Seitengasse: "Hör zu... Die Culincis wissen, dass er bei uns war heute Morgen. Ich muss sofort zu Sofia... Die werden denken, dass ich das war..." keucht sie und sieht ihn flehend an: "Bitte... Du musst mir helfen..." Tränen laufen über ihre Wangen und die Angst ist ihr nur zu deutlich ins Gesicht geschrieben. "Er war... War heute Morgen da wegen dir. Und er hat..." Polly schüttelt den Kopf. Sie hatte nicht von sich selbst erwartet dass sie es nicht schafft es auszusprechen, was er getan hat. "Und... Bitte..."

Seamus nickt und sagt dann "Dann los, gehen wir!" Er holt seinen Revolver aus der Jackentasche und entsichert ihn. "Wir sollten uns beeilen!" Er hat zwar keine Ahnung wer diese Omniöse Sofia ist, aber das stört ihn derzeit nicht. Das die Culincis durch ihn auf Polly jagd machen, ging ihm gerade ziemlich gegen den Strich, was bedeutete, dass er ihnen eine klare Botschaft schicken würde, was Polly betraf.

Vito kommt aus der Wohnung seiner Familie und schließt die Tür hinter sich. Kurz hält er inne und muss seufzen. Einen Moment lang schaut er auf seine Armbanduhr. 17 Uhr, also noch genug Zeit um ein Auto zu beschaffen. Vito geht nun 3 Stöcke weiter hinunter und öffnet dann die Türe des Haupteingangs. Als hätte er es nicht geahnt steht schon wieder jener dunkle Wagen am Gehsteig. Hinter ihn hört er noch die Tür zufallen und schon sitzt er wieder im Auto von Eddie, das natürlich wie immer von einem Chauffeur gefahren wird. "Buona sera Signore Scarpa." grüßt er den Mann. "Buona sera Mr Berici. Wie ich erfahren habe brauchen Sie ein Auto." sagt Eddie nun mit seiner üblichen eher gefühlslosen Stimme. "Si, Signore." antwortet Vito. "Dann habe ich hier das richtige für Sie." meint dann Eddie und gibt dem Teilzeitmafiosi ein Dietrichset. "Grazie, aber was ist das?" Eddie lacht kurz auf. "Ein Dietrichset, sofern du etwas Geschick hast wirst du es bald haben. Nimm bei Autos, am besten diesen hier." Eddie holt einen Dietrich hervor. "Damit drückst du die einzelnen Stifte runter und drehst dann anschließend einfach das Schloss auf. Mach dir keine Sorgen wenn es nicht auf Anhieb geht, aber bald hast du den Bogen raus." erklärt Scarpa die Kunst des Schlösseröffnens. "Wenn es dir nichts ausmacht, würdest du bitte wieder aussteigen, ich muss heute noch einiges erledigen." bittet der Mafiosi Vito nun freundlich. "Natürlich, arrividerLa Signore Scarpa." verabschiedet er sich noch von dem Mann und schließt die Autotür hinter sich. 'Nun gut, nur mehr ein Auto finden.' denkt sich Vito und geht los.

Vito erreicht nach einer Weile nun die große Einkaufsstraße. Seine Wohnung ist nun wirklich nicht weit weg davon aber dennoch ist es ein kleiner Fußmarsch bis dorthin. Sofort blickt sich der Mann nach einem abgestellten Auto um. Nun gut es stehen tatsächlich einige Autos hier, aber die sind alle direkt an der Straße und ein jeder würde ihn bemerken. Von daher geht er weiter und blickt immer in eine Seitengasse hinein. Nach einer Weile des langen Suchens kommt er nun am Kino an. 'Ist da dahinter nicht ein Parkplatz?' fragt er sich und geht an der dünnen Straße zwischen Kino und den benachbarten Haus hin zu jenem Parkplatz der hinter den Kino steht. "Hm." Da sieht er nun einen Duesenberg Model A. 'Schönes Auto.' denkt er sich und vergewissert sich nun ob nun wirklich niemand hier ist. Mit schnellen Schritten geht er zu dem kirschroten Wagen. Vito schaut noch einmal um ehe er sich zu der Fahrertür hindückt und jenen Dietrich aus seiner Tasche nimmt den Scarpa ihn vorhin gezeigt hat. Langsam fährt er in das Schloss hinein und spürt den ersten Stift. Vorsichtig drückt er ihn nach unten, oder versucht es zumindest. Nach dem dritten Versuch schaft er es nun. Die ganze Sache dauert noch etwa 5 Minuten bis er alle Stifte nach unten gedrückt hat und nun endlich das Schloss aufdrehen kann. Ein Lächeln zaubert sich in das Gesicht des Mannes und er steigt ein. Nun kommt der einfache Teil. Wie Vito von Bob, den Lastwagenfahrer weiß muss man zwei Drähte zusammenführen um den Motor zu starten. Woher Bob das weiß? Er hat den Schlüssel für den Lastwagen verloren. Lange dauert es nicht, schon startet der Motor. Vito atmet noch einmal tief ein, dreht den Autoradio auf und legt dann den Rückwärtsgang ein und parkt aus. Kurz schaut er noch auf die Uhr. Es ist 19:56, also pünktlicher geht es nicht. So fährt er nun vor den Eingang von Kino und wartet. Die Beifahrertür, hat er natürlich auch schon aufgesperrt.

Seamus hat an einer Mauer gelehnt gewartet und hat nun schließlich Vito im Auto entdeckt. Er freut sich wenigstens, dass dieser Kerl es geschafft hat hier aufzutauchen, wenigstens etwas. Seamus schnippt seine Zigarette weg und betrachtet das Kino. Er wird jetzt am besten einfach hineinstürmen und Mario erschiessen, jedoch würde danach jeder ihn suchen. Deswegen hat er das gemacht, was jeder machen würde: Er hat eine Maskierung. Ein alter Sack für Kartoffeln in den er ein paar Schlitze reingemacht hat, um sehen und atmen zu können. Seamus überprüft seine beiden Pistolen, den Revolver und die Pistole, die er vor ein paar Tagen Giovanni abgenommen hat, dann streift er sich den Sack über den Kopf. Den Hut setzt er sich über den Sack und geht dann auf den Kinoeingang zu. Der Kerl an der Tür bekommt die Pistole vor das Gesicht gehalten und lässt Seamus sofort durch. "Wage es dich nicht, sie zu verriegeln oder du stirbst!" bringt Seamus unter der Maske hervor, dann betritt er das Foyer. Wie erwartet steht Mario Culinci mit einer Horde von Mafiosi und ein paar Schlampen im Foyer und wartet darauf, dass sie eingelassen werden. Sie unterhalten sich, haben jedoch den Rücken zum Eingang gedreht und sehen daher nicht, den sich nähernden Seamus. Erst als Seamus hinter der Gruppe steht und laut fragt "Mario Culinchi?" drehen sie sich ungehalten um während der Sohn des Mafiadons genervt "Ja, was ist denn sagt!" Seamus richtet die Waffe auf ihn und drückt ab. "Das ist von den Carpecci!" sagte und schießt eine Zweite Kugel in die Brust des Mannes. Dieser sackt zusammen, während seine Begleiter selbst ihre Pistolen zücken. Doch Seamus rennt bereits. Er rennt wieder zum Ausgang, während er im Laufen das restliche Magazin abfeuert. In die Luft, um einfach nur Verwirrung zu stiften. Geschafft, Seamus stürmt durch die Tür und stürmt auf das Auto los. Sobald er dieses erreicht hat und die Tür aufgerissen hat, brüllt er "Los fahr du Idiot! Die kommen hinterher!"

Vito klopft nervös auf dem Lenkrad rum und erblickt nun den Iren, der gerade einen Katoffelsack über seinen Kopf zieht. Vito muss kurz grinsen, aber es dauert nicht lange schon hört er Schüsse aus dem inneren des Kinos und da kommt schon der Ire wieder raus gerannt und hinter ihm kommen Kugeln, gefolgt von Mafiosi daher geflogen. Und schon ist der Ire in der Karre. "Los fahr du Idiot! Die kommen hinterher!" brüllt dieser und Vito drückt die Handbremse nach unten und gibt Vollgas. Die Mafiosi kommen immer näher und man hört wie Kugeln durch die Karosserie des Wagens prallen. Die Reifen spulen kurz durch, haben dann aber Griff und lässt den Wagen los fahren, und das relativ schnell. "Wohin?!" fragt Vito nun und biegt gleich die nächste Kreuzung nach rechts ab, und beachtet die Ampeln gar nicht, vorerst. Ob er ihn erwischt hat fragt er gar nicht, die Schüsse der Mafiosi waren eindeutig.

Seamus betrachtet den Kerl "Irgendwo hin, guck nur, dass wir sie abhängen, falls man uns verfolgen sollte!" Er reißt sich den Sack vom Kopf und betrachtet beginnt sein Ersatzmagazin in die Pistole zustecken. "Das war ja einfacher als erwartet. Diese Culincis denken sie wären sicher, naja jetzt sind sie es sicherlich nicht mehr!" sagt Seamus grinsend und blickt dann nach hinten, um zu sehen ob sie verfolgt werden. "Fahr nach Links! Dann fährst du in irgendeinen Hinterhof! Wir müssen das Auto loswerden, verstanden?!" gibt Seamus kurze Anweisungen.

Vito steigt kurz auf die Bremse und biegt dann nach links ab. "Die Culincis sind immer noch viele, und jetzt werden sie auch bestimmt nicht mehr so... unvorsichtig sein." meint er dann und haltet weiterhin Ausschau nach einer anständigen Seitengasse. Und schon hat er eine gefunden und er dreht wieder nach links ab. Kurz fährt er in der Gasse gerade aus bis er nun in einer weiteren Gasse nach rechts fährt und dort den Wagen anhält. "Dann schauen wir mal das wir hier weg kommen." meint er, steigt aus dem Auto aus und wartet was der Ire nun will.

Seamus steigt aus, wirft den Sack noch ins Auto und geht dann schnell davon "Besorg dir ein Alibi!" ruft er noch über die Schulter, dann verschwindet er auch schon aus dem Hinterhof, schließlich will er soweit wie möglich Abstand von dem Auto gewinnen. Er taucht in die Menge der Passanten New Yorks ein und geht dann schnell weiter, während er darauf achtet, dass niemand ihm folgt.

Vito sieht nun zu das er schleunigst aus der Gasse raus kommt. Schon bald befindet er sich wieder auf der Einkaufsstraße. Entfernt sind nun auch schon die Sirenen der Polizei zu hören. Der Hafenarbeiter ist jedenfalls nun schon untergetaucht in den Meeren von Leuten die auf dem Gehsteig unterwegs sind. Nach einiger Zeit erreicht Vito nun die Schneiderei von Feruccio. 'Ist Olivia zu Hause?' fragt er sich und klopft an der Tür an in der Hoffnung das jemand raus kommt.

Fabrizio öffnet die Tür und sieht Vito misstrauisch von oben bis unten an: "Sieh an wer da ist." murrt er mit spöttischem Unterton: "Olivia ist krank vor Sorge. Sie hat gestern noch gesagt, du willst am Abend vorbei kommen um etwas zu besprechen. Hat man dir noch nicht beigebracht, dass man Frauen nicht versetzt? Und schon gar nicht meine Schwester." Dabei packt Fabrizio Vito am Kragen: "Es ist schon ein großes Zugeständnis meinerseits, dass du überhaupt mit ihr sprechen darfst. Aber wenn sie sich wegen dir auch noch so aufregt, dann gefällt mir das gar nicht. Hast du das verstanden?"
Daraufhin wendet Fabrizio den Blick über die Schulter: "Kuhauge! Deine kleine Hafenratte ist da."

Olivia blickt auf und versucht noch schnell ihre Haare zu ordnen. Die Straße ist voll mit Polizei und Culincis. Anscheinend hat es eine Schießerei gegeben. Sie reißt die Tür ihres Zimmers auf und schiebt sich an Fabrizio vorbei. "Was zum..." Mit hochgezogenen Augenbrauen sieht sie Fabrizio an: "Lass uns alleine..."
Sie wartet noch bis ihr Bruder verschwunden ist: "Was... Wo warst du gestern? Ich hab mir Sorgen gemacht. Was ist los, du siehst blass aus..."

Vito seufzt als Fabritzio die Tür öffnet. "Ich weiß, ich weiß. Es gab Probleme." sagt er nur als ihn der Bruder nett anbrüllt. Olivia kommt nun und der Kerl verzieht sich wieder. Wenigstens etwas gutes. "Scusi, das ich gestern nicht mehr kommen konnte, ich war zu müde, aber mir ist nichts passiert." sagt er und atmet nun tief ein, als sie ihn fragt was los ist. "Der Ire und ich... Mario Culinci." sagt er nun. "Ich hab nur den Wagen gefahren, ich töte niemanden mehr." sagt er zu ihr. "Soll ich noch mit deinen Bruder sprechen?" fragt er nun noch.

"Mario Culinci?" Olivia zieht die Luft scharf ein, packt Vito am Kragen und zieht ihn in die Wohnung, bevor sie die Tür hinter ihm schließt: "Spinnst du?" zischt sie, macht aber direkt danach eine abwinkende Handbewegung. "Komm mit..." Sie packt Vito am Arm und führt ihn in ihr kleines Zimmer. "Setz dich..." murmelt sie und deutet auf den Stuhl, der vor einer kleinen Kommode steht. Abgesehen von ihrem schmalen Bett ist es die einzige Sitzmöglichkeit. Auf der Kommode liegen einige Schminksachen, eine Haarbürste und ein kleiner Handspiegel. Olivia lässt sich rücklinks aufs Bett fallen: "Der Ire arbeitet also auch für Scarpa?" fragt sie ihn und sieht, wie er zur Antwort nickt: "Hm... Mario Culinci. Das ist Wahnsinn..." keucht sie und sieht ihn dann lange schweigend an.

Vito folgt Olivia bis in ihr Zimmer und setzt sich auf den Stuhl, der ihm angeboten wird. Nett hat sie es hier, wenigstens größer als sein Zimmer. Da fällt ihn ein, das er sich vielleicht eine Wohnung suchen sollte, da er nun Nebeneinkünfte hat. "Dieses mal bekommen wir beide 350 Dollar... Ich wollte sowieso nicht kommen, aber der Ire drohte mir, wenn ich nicht da bin, wird er mich umlegen." erklärt er und fährt sich wieder mal über das Gesicht. "Die Carpechios wollen die Stadt übernehmen und aus den Culincis nur mehr einen Namen machen." fährt er dann fort. "Und wir sollen die Drecksarbeit erledigen, damit diese sizilianischen Mafiosi dann freie Fahrt haben."

"Alles klar. Und es dreht sich natürlich alles um das liebe Geld." murmelt Olivia und zuckt mit den Schultern: "Der Teufel hat viele Namen. Egal ob du Satan oder Mephisto zu ihm sagst, bleibt sein Wesen das selbe. Und so ist es auch mit der Mafia..." sinniert Olivia vor sich hin, bevor sie sich aufsetzt: "Aber um auszusteigen ist es jetzt ohnehin zu spät nehme ich an."
Grübelnd verzieht sie den Mund und fährt sich durch die ohnehin schon zerzausten Haare. Sie hatte heute nicht die Muße sich herzurichten, weshalb sie noch genau so aussieht wie heute Morgen.
"Also im Grunde hast du jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder du haderst die ganze Zeit mit dir selbst und versinkst in Selbstmitleid, weil du dih auf so etwas eingelassen hast, oder du löffelst die Suppe einfach aus."