Feruccios Herrenschneiderei / Nachtbar

Seamus nickt und holt sein Feuerzeug hervor. "Bitte!" Er zündet ihr die Zigarette an. "Dennoch ist es mein ernst, du solltest nicht so abfällig von dir reden, Polly. Du bist Irin, darauf ist man stolz!" sagt er und lächelt, er trinkt seinen Wiskey erneut in einem Zug und sagt dann "Glaub mir, bald wird niemand hier noch etwas gegen Iren haben! Dafür werde ich sorgen. Ich habe in Belfast oben mitgespielt, ich werde auch hier oben mitspielen!" sagt er mit ernster Miene und sagt dann "Ein paar Idioten werden mich nicht aufhalten und dann sorge ich dafür, dass du nie wieder Angst haben muss, dass dich jemand schlägt! Das bin ich dir wohl seid heute schuldig, oder?"

Vito schüttelt den Kopf. "Nein, was kostet es?" fragt er nun, denn er will nicht auf Rechnung von Olivia trinken, selbst wenn er nur wenig hat. Von dem Engländer will er auch gar nicht mehr reden, der Kerl ging zu den Fischen, das weiß wohl jeder hier in Little Italy, aber das ist nun auch schon wieder drei Monate her. "Ich würde meine Tochter nie zu solchen Gaunern schicken und sagen das sie mit ihnen Zeit verbringen soll. Das ist ja absurd." Vito schüttelt den Kopf und trinkt dann einen Schluck vom Schnaps. Ein wahrhaftig seltener und guter Geschmack der dann anschließend warm und heiß wird. "Wir könnten uns ja, wie wir vorhin gesagt haben unten bei den Docks treffen, da sind wir ungestört und ich glaube kaum das ein Culinci sich dort rum treibt. Oder zumindest nicht viele." Vito will da was ausmachen, das dürfte wohl eindeutig sein.

Auf die Frage nach dem Preis geht Olivia gar nicht ein. Wenn er ohnehin schon so hohe Schulden hat, soll er sein Geld lieber bei sich behalten. Es ist bei Weitem nicht so, dass Olivias Familie das ist, was man reich nennt. Allerdings kommen sie ganz gut aus und ein Whiskey mehr auf ihre Kosten würde Olivia sicher nicht in den Ruin treiben.
Als er die Docks anspricht räuspert sie sich schmunzelnd: "Gerne. Sag einfach nur wo genau und wann." Dort unten kann man den Culincis wenigstens noch aus dem Weg gehen. Im Gegensatz zu hier. Aus den Augenwinkeln blickt sie hinter sich, wo Giovanni wieder neben der Tür steht. Die Arme vor der Brust verschränkt, scheint seine Aufmerksamkeit immer noch den Iren zu gelten. Allerdings macht er keine Anstalten, noch einmal etwas zu sagen und auch der Ire, Seamus, ist jetzt still.
Bei dem Gedanken was passieren hätte können, wird Olivia ganz übel und sie wischt sich mit einer fahrigen Handbewegung so unauffällig wie möglich den Schweiß von der Sitrn. Das was gerade passiert ist steckt ihr immer noch in den Knochen und Olivia ist es ziemlich unverständlich wie die Leute, die noch hier sind, wieder so schnell zur Normalität zurück kehren können. Selbst ihr Großvater ist wieder ins Gespräch mit Toni vertieft. Auch einer von den Männern mit denen er Sonntags Karten spielt. Vielleicht sollte sie ebenfalls versuchen die Sache einfach zu verdrängen.
Olivia atmet tief durch und zwingt sich zu einem Lächeln: "Ich... Würde mich jedenfalls sehr freuen wenn das mit einem Treffen klappen würde."

"Mein Vater sagte einmal, wenn dir jemand etwas schuldig ist, dann hoffe, dass es ein Gefallen ist. Denn das kann oft wichtiger sein als Geld." sinniert Polly, bevor sie einen Schluck trinkt. "Und ich nehme fast an, dass er Recht hat. Wir werden ja sehen, was aus deinen Woren wird. Ich bin ernsthaft gespannt..." murmelt sie und lehnt sich im Stuhl zurück, das Glas an die Lippen gelegt. "Und ich rede nicht abfällig von mir. Da würden mir ganz andere Schimpfworte einfallen. Es war nur eine Feststellung dessen was ich bin. Nicht mehr und nicht weniger. Ich habe schon lange aufgehört zu genau über das alles nachzudenken." Sie zuckt mit den Schultern und nimmt einen tiefen Zug ihrer Zigarette. "Übrigens scheint Pietro hier zu sein. Zumindest kam er vorhin mit einigen Anderen Culincis aus der Tür dort." mit einem Kopfnicken deutet sie auf die Tür, neben der Giovanni Wache steht.
"Allerdings würde ich da nicht reinspazieren. Außer natürlich du bist wirklich lebensmüde. Oder wahnsinnig. So ganz bin ich mir da noch nicht sicher."

Seamus muss doch lachen als er ihre letzten Worte hört "Glaubst du wirklich, dass ich noch eine Chance hätte mit den Culcinis gut darzustehen? Ich bezweifle das" sagt er grinsend und sagt dann leise "Dann muss ich wohl freischaffend werden. Auch nicht schlimm, so läuft es immer am Anfang. Bis einer Angst kriegt und mich lieber bei sich aufnimmt, statt zu riskieren, dass ich ihn am Ende umlege!" sagt er grinsend, dann wird er jedoch ernst "Der Herr erlegt uns Prüfungen auf um uns zu testen. Deine Prüfung wird auch irgendwann enden und dann musst du nicht mehr mit deinem Körper deinen Lebensunterhalt verdienen!" sagt er ernst, man merkt, dass er wie die meisten Iren streng gläubig ist. "Meine Prüfung habe ich bereits hinter mir, denn der Krieg ist vorbei. Nun verrichte ich die Werke des Herrn" sagt er geheimnisvoll und lächelt dann.

Polly legt die Stirn in Falten. Früher war sie gläubig gewesen. Inzwischen hat sich das aber geändert. Überlegend streicht sie mit dem kleinen Finger über eine ihrer fein geschwungenen Augenbrauen. Wahnsinnig... Er ist eindeutig wahnsinnig. Worauf hat sie sich da nur eingelassen? Seufzend greift sie an ihren Hinterkopf und zieht die Haarnadeln aus dem Dutt, damit ihre Haare trocken werden können.
"Wie gesagt... Ich bin gespannt. Wenn du sagst, dass du Gottes Auftrag erfüllst, dann... Wird Gott dir schon zur Seite stehen. Und was die Culincis anbelangt. Ich weiß nicht, ob du da noch Chancen hast. Kann sein, kann aber auch nicht sein. Wenn du etwas Gras über die Sache hier wachsen lässt, dann vielleicht. Aber du siehst nicht gerade aus wie ein geduldiger Mensch." Polly legt die Hände in den Schoß und schließt wieder für einen Moment die Augen. Tief atmet sie ein und aus. Sie sollte sich aus so etwas heraus halten. Wirklich... Daraus erwächst nichts Gutes. Andererseits war es jetzt ohnehin zu spät um den Kopf noch aus der Schlinge zu ziehen.

Vito seufzt nun als Olivia keinen Preis nennt, was will man nun auch noch groß machen? Als sie nun fragt wo und wann muss er gar nicht lange überlegen. "Morgen Mittag, Dock 4, bei dem kleinen Haus davor?" fragt er gleich, denn da hat er Mittagspause, eine ganze Stunde die meist damit verbracht wird mit Arbeitskollegen über den Alltag zu reden und dabei eine zu rauchen. Den Iren wird er sowieso noch mal zum Sprechen bekommen, vielleicht kann er sich mit den Kerl irgendwie anfreunden, immerhin traut er sich gegen die Culincis etwas zu sagen und das kommt gut, wenn man die irgendwie loswerden will. "Ich hoffe nur du kannst, ansonsten könnten wir uns auch am Sonntag unten treffen." meint er dann noch und schaut ihr in die Augen, wie sie es diesen Abend schon oft getan hat.

Giorgio's Lucia scheint nun auch zu gehen. "Vito ich sag dir, solch eine Frau hab ich noch nie getroffen." "Eine Frau die dir mal zuhört und dir glaubt was du sagst?" "So kann man das sagen." Vito muss nun auflachen. "Giorgio, manchmal frag ich mich wirklich wie du mit deinen ganzen Lügen leben kannst." "Ich lüge doch nicht, ich verbessere nur mein Image." "Du hast keines." Giorgio antwortet darauf gar nicht mehr und zündet sich nun einfach eine Zigarette an.

Olivia schmunzelt: "Ihr zwei seid wie ein altes Ehepaar." kommentiert sie knapp das Geplänkel zwischen Vito und Giorgio, bevor sie kurz überlegt: "Morgen Mittag? Da habe ich Zeit."
Kurz blickt sie über die Schulter zu ihrem Großvater, der Vito missbilligend zu mustern scheint. Der wird nicht begeistert davon sein. Ebenso wie Fabrizio. Ganz im Gegensatz zu ihrem Vater, der ohnehin nicht versteht wieso den beiden Männern es so wichtig war Olivia in die Culinci Familie rein zu bringen. Vielleicht um ihre eigene Situation zu verbessern und sicher, es wäre nicht gerade von Nachteil... Zumindest für das Geschäft ihres Vaters. Was Olivia selbst anbelangt, sähe das ganz anders aus.
Und da sie Vito ohnehin nicht so einschätzt, als dass er sehr gerne Geschäfte mit der Familia machen würde, ist die Aussicht auf ein Treffen mit ihm weitaus besser als noch eine arrangierte Verabredung mit Pietro oder einem der anderen Hohlköpfe.

Seamus grinst und sagt dann "Das tut er da, schließlich hat er dich zu mir geführt, damit du mir aus der Klemme hilfst und ich schwöre beim Herrn dass ich mich dafür revancieren werde." sagt er und betrachtet dann die Uhr "Polly, verzeih mir, du warst wirklich eine angenehme Gesprächspartnerin, aber ich werde langsam müde und ich darf noch ziemlich weit zu mir gehen." Er betrachtet die Mafiosi "Sag denen lieber nichts von mir, was sie nicht schon wissen. Ich glaub zwar eh dass man mich schnell findet, aber egal." sagt er grinsend und steht dann auf. "Ich wünsche dir noch einen schönen Abend, schöne Lady! Und denk dran, wenn du Probleme hast, komm zu mir! Ich werde dir schon helfen können!" sagt er, steht auf und geht zu seiner Jacke. Gemütlich langsam, natürlich, es soll ja nicht so aussehen, als ob er fliehen würde. Er nickt dem Türsteher, diesem Fabrizio zu und sagt dann "Denk an meine Worte, deine Culchinis werden dich nicht schützen können!" aber nur leise und verlässt dann die Nachtbar.

"Wir sind auch schon Freunde seit Kindertagen." meint Giorgio dann zu Olivia und zieht wieder an seiner Zigarette. Vito trinkt nun den Whiskey aus. "Danke Olivia für alles, und besonders für diesen Abend, aber ich werde wohl wieder besser nach Hause gehen, Mamma wird sicher schon fragen wo ich bin." Nach diesen Worten stößt er sich von der Theke ab. "Ciao Olivia." verabschiedet er sich noch. Giorgio schaut Vito noch kurz hinterher. "Ist ein netter Kerl, unser Vito." meint er noch. "Naja ich schau das ich auch zurück nach Hause komme. Wir sehen uns." Somit verlässt auch Giorgio die Nachtbar, geht aber eine ganz andere Richtung als die die Vito geht, nun gut er wohnt auch in einen ganz anderen Häuserblock.

Olivia blickt Giorgio noch einen Moment hinterher. Auch der Wahnsinnige und die irische Hure war inzwischen verschwunden und gegen ein Uhr Morgen war der Verkaufsraum leer. Auch die Culincis scheinen verschwunden zu sein. Allerdings durch die Hintertür und Olivia sammelt die schmutzigen Gläser ein und in einen Wäschekorb stellt um sie später im Lagerraum abzuwaschen.

"Du solltest dich nicht mit der Hafenratte treffen." murrt Fabrizio und Olivia seufzt: "Ich verabrede mich mit wem ich will..." murmelt sie und nimmt den Wäschekorb um nach hinten zu gehen. Je schneller sie fertig ist, desto schneller kommt sie ins Bett...