Die Einkaufsstraße

An der Einkaufsstraße von Little Italy ist immer stark besucht und es wimmelt hier von einkaufenden Frauen und Geschäftsmännern. Auch so manches mal sieht man hier einen von Culincis Leuten die wieder mal Schutzgeld erpressen gehen. Viele Geschäfte gibt es hier.

Eine Liste der bekannten und auch wichtigsten Geschäfte:

Italiano Café
Paolos Gemüseladen
Drogheria Grande (Lebensmittelgeschäft)
Abbigliamento e Più (Kleidungsgeschäft)
Farmacia (Apotheke)
Cinema Internationale (Kino)
Pescivendolo (Fischhändler)
Luigis Pizza
Ristorante Delizioso

Die Mütze tief im Gesicht, den Kopf gesenkt um sich gegen das schlechte Wetter zu schützen. Wie gerne würde er was trinken gehen, doch diese Amerikanischen Spiesser sind auf die Idee gekommen eine Prohibition einzuführen. Was genau das bringen soll erschließt sich Seamus nicht wirklich, aber ihm ist dass auch egal. Er geht die Straße entlang und betrachtet die Läden die gerade beim Schließen sind. Schließlich hält er es nicht mehr aus und spricht einen Ladenbesitzer, der gerade seine Gemüsekisten wieder verstaut an "Hey, weißt du wo ich was trinken kann?" fragt er mit starkem Irischen Akzent. Der Italiener antwortet in einem brüchigen Englisch "Keine Ahnung, gibt es nicht mehr seid die Prohibition existiert!" Dann verschwindet er in seinem Laden. "Dreckiger Bastard!" murmelt Seamus "Was er wohl gesagt hätte, wenn ich ein Italiener wäre?"

Polly zieht den Kragen ihres Mantels höher und drückt sich etwas mehr unter den Dachvorsprung. Viel Chancen heute Geld zu verdienen werden sich an diesem Abend ohnehin nicht ergeben. So wie an jedem Regentag. Die, die es sich leisten können, gehen in Bordells und die, die sich diesen Luxus nicht leisten können, oder wollen, würden den Teufel tun, es in einer Seitenstraße zu treiben, wenn ihnen der Regen ins Genick fällt. Aber Polly sollte es nur recht sein. WEnigstens konnte sie sich an diesem Abend eine Pause gönnen. Den Culcinis würde das natürlich nicht gefallen, aber Polly war bei Weitem nicht die einzige Straßenhure, die für die Culcinis arbeitete und bei so einem Wetter nicht draußen stand. So kaputt war sie nicht. Es gibt natürlich einige Frauen, die auch dieses miese Wetter nicht scheuen, allerdings tun die das deshalb, weil sie auf das Geld angewiesen sind, um sich mit Alkohol oder Drogen zu beteuben. Und dazu gehört Polly noch lange nicht. Einmal abgesehen davon, dass ein Mann schon sehr verzweifelt sein muss um sich mit so jemand abzugeben. Diese Weiber sind zwar billig, aber Filzläuse sind noch das harmloseste was man sich bei denen einfangen konnte.

"Was er gesagt hätte, wenn du Italiener wärst?" spricht sie den breitschultrigen Kerl an, der gerade an ihr vorbei stapft, die Hände in den Hosentaschen vergraben: "Dass man bei Feruccio in der Schneiderei was zu trinken bekommt." Polly zuckt die Schultern, bevor sie eine zerdrückte Zigarettenpackung aus ihrer Regenmanteltasche holt und eine Packung Streichhölzer, wobei sie fluchend bemerkt, dass diese völlig durchweicht war vom Regen: "Herr im Himmel verdammt nochmal..." knurrt sie vor sich hin und wirft die Streichhölzer unachtsam auf die Straße.

Seamus blickt auf, als ihm eine weibliche Stimme antwortet. Er betrachtet die Frau, Rote Haare, steht hier draußen rum, sicher nur eine weitere Prostituierte, die hier bei dem beschissenen Wetter nach Arbeit sucht. Aber sie hat ihm geholfen, dass ist mehr als er von den Spagetthis erwarten kann. Dennoch hat ihn die Antwort erstaunt "Eine Schneiderei? Wo ich herkomme, da hat man in Pubs was zu trinken gekriegt. Frage mich was aus der Welt geworden ist, wenn man schon in einer Schneiderei was zu trinken bekommt!" murrt Seamus und überlegt dann warum er eigentlich im Krieg für diese beschissene Welt gekämpft hat. Er betrachtet die Frau und blickt auf die Streichholz packung die nun im Regen der Straße aufweicht und holt sein Sturmfeuerzeug aus der Tasche. Es ist zwar äußerlich beschädigt, aber wenigstens funktioniert es gut. Einst hat er es einem toten Deutschen abgenommen, aber da das Feuerzeug wohl französischer Natur ist, hat dieser Deutsche es wohl einem toten Franzosen abgenommen. Nun jedenfalls hat Seamus es jetzt "Feuer?" fragt er die Frau und hält ihr das Feuerzeug mit offener Flamme hin.

"Danke..." murrt Polly und zündet sich ihre Zigarette mit seinem Feuerzeug an, bevor sie aufblickt und den Kerl mustert: "Pubs hm?" Sein Akzent ist alles andere als amerikanisch und auch wenn Polly schon lange hier ist, und auch schon länger keinen irischen Akzent gehört hat, vor allem hier in Little Italy, fühlt sie sich sofort, zumindest ein klein bisschen, heimisch.

"Und in die Schneiderei kommst du ohnehin nicht rein, wenn du Fabrizio nicht kennst." nuschelt sie, die Zigarette zwischen den Lippen. Auf seinen fragenden Blick hin, stößt sie hörbar den Rauch aus. "Na was denkst du denn? Dass diese Spaghettifresser jeden rein lassen? Da kommst du nur rein, wenn der dich kennt oder du das Kennwort weißt. Kein Wunder. Denkst du es ist ungefährlich Alkohol zu verkaufen? Abgesehen davon ist das Zeug sündteuer. Wen wunderts. Die Yenkies denken wohl, dass das Verbot von Alkohol die Verbrechensrate senkt. Dabei ist es genau umgekehrt. Aber ist ja nicht mein, sondern deren Problem."

Seamus zuckt mit den Schultern "Pubs, Kneipen, Tavernen , man nenne es wie man will, aber warum wird in diesem Land was zu trinken in einer Schneiderei ausgegeben." Er versteht dieses Land nicht, seine komische Regeln und Logiken nicht, will sie aber auch gar nicht. Er zuckt mit den Schultern und sagt dann, als sie weiter redet "Bei Maria, der heiligen Mutter des Erlösers, diese Idioten!" Er blickt sie an und sagt dann "Du kannst mir nicht zufällig das Kennwort sagen, oder?" Das diese geniale Idee der Amerikaner nichts bringt, kann sich Seamus durchaus denken. "Beschissene Welt!" flucht er. Nachdem er sein Feuerzeug zurückgekommen hat, lässt er es wieder in den Taschen seiner Jacke verstecken.

"Kann ich leider nicht. Ich weiß es nämlich nicht. Aber ich... kenne den Türsteher. Sozusagen. Ist der Sohn vom Besitzer der Schneiderei."
Ohne auf eine Antwort zu warten zieht Polly die Schultern hoch, klemmt die Zigarette zwischen ihre Lippen und schiebt die Hände tief in ihre Manteltaschen bevor sie sich von der Hauswand abstößt. Inzwischen sind kaum noch Leute unterwegs. Kein Wunder bei dem Mistwetter. "Und... Wer würde schon in einer Schneiderei eine Bar vermuten. Ist halt gut getarnt." Sie zuckt mit den Schultern und bemerkt erst jetzt, dass er gar nicht neben ihr oder hinter ihr ist, weshalb sie entnervt mit den Augen rollt und sich umdreht: "Was ist? Ich dachte du willst was trinken und hier nicht im Regen ersaufen?" ruft sie ihm zu, während sie rückwärts weiter geht. Ein Fehler, wie sich einen Augenblick später herausstellt, als sie auf einer durchweichten Zeitung, die irgendjemand achtlos auf den gepflasterten Gehsteig geworfen hat, ausruscht. Mit einem unterdrückten Schrei geht Polly zu Boden: "Verdammt nochmal... Kann denn keiner seinen Müll dorthin werfen wo er hingehört? Ist das denn zu viel verlangt?!"

Seamus bleibt einen Moment stehen, naja was hat er groß zu verlieren, wenn er ihr folgt. Ansehen bei irgendjemanden kann er nicht verlieren, schließlich kennt er sowieso keinen, also kann er höchstens etwas gewinnen und etwas zu trinken kriegen. "Jaja, ich komm schon" sagt Seamus, doch dann sieht er wie sie auf einer Zeitung ausrutscht und auf dem Boden landet. Nun er ist zwar kein Gentleman, doch seine Mutter hat ihm wenigstens ein bisschen Benehmen eingeprügelt. Also geht er zu Polly und bietet ihr seine Hand an, um ihr aufzuhelfen, schließlich war das ja irgendwie seine Schuld. Als sie schließlich wieder steht, betrachtet er sie und fragt dann "Willst du meine Jacke haben? Dein Mantel ist so nass, dass das sicher nicht gerade angenehm sein wird." fragt er, ohne jedes grinsen des Hohns oder Spott.

Polly zieht eine Augenbraue hoch und schüttelt den Kopf: "Lass uns einfach gehen..." murmelt sie und wendet sich wieder zum Gehen.
Das wäre ja noch schöner. Am Ende meint er auch noch, dass sie ihm etwas schuldig wäre, weil er ihr seine Jacke geborgt hat. Sicher nicht. Es ist ja bei Gott nicht das erste mal, dass sie vollkommen durchnässt ist. Die Weberei war eine Stunde Fußweg von dem kleinen Appartement entfernt. Da wurde man schon mal nass, wenn es regnete. Und im Winter war es nun mal kalt. Man gewöhnt sich an alles. Oder man geht ellendig zu Grunde.
Ihre Wohnunt teilt sie sich mit Sofia. Eine Hure, die ihre beste Zeit allerdings schon hinter sich hatte. Damals, als Polly hier angekommen war, hatte es sich irgendwie so ergeben, dass Sofia sie unter ihre Fittiche genommen hatte. Jetzt war die 20 Jahre ältere Frau wohl froh, dass Polly etwas zur Miete beisteuerte. Denn viel verdient Sofia nicht mehr. Nicht, dass sie inzwischen zu alt war... Allerdings war sie verbraucht... Vor 10 Jahren war sie noch ganz anders gewesen. Oder vielleicht hat Polly sie auch nur einfach anders in Erinnerung.
Nachdenklich steuert Polly auf eine schmale Seitengasse zu, von der aus man in den Hof des Hauses gelangt in dem die Schneiderei untergebracht ist. "Wunder dich nicht... Fabrizio ist etwas... Aggressiv manchmal. Sollte er dich also ausfragen wollen oder so, weil er dich nicht kennt, spiel einfach mit."

Seamus zuckt mit den Schultern "Wenn du meinst, wollte nur freundlich sein. Aber wir sind ja im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, also ist es dir gewährt eine warme und trocke Jacke abzulehnen!" sagt er scherzhaft und folgt ihr. Während des gehens, holt er sich selbst eine Zigarette heraus und beginnt zu Rauchen. Als sie dann diesen Fabrizio schon wieder erwähnt zuckt er mit den Schultern "Ich habe wahrscheinlich schlimmere Typen als den Kerl erlebt. Und was will er groß fragen? Ich bin ein Niemand, mit ner Wohnung, ein paar Dollars und keinem Job, der was zu trinken will! Da gibt es nicht viel zu wissen!" sagt Seamus grinsend

"Du bist wohl noch nicht all zu lange hier oder?" Polly mustert den Kerl von der Seite: "Das hier ist Mafiagebiet... Diese Straße und noch ein paar andere werden von den Culcinis kontrolliert. Wer ein Geschäft betreibt oder, nun ja, selbstständig ist, zahlt denen Schutzgeld, sonst gibts Probleme. Und es gibt einiges, was er dich fragen kann. Vor allem weil dein irischer Arsch hier ungefähr so selten ist wie die goldgepflasterten Straßen und... Naja du kennst die Geschichten ja, die man sich über Amerika erzählt." Polly zuckt mit den Schultern: "Was nicht heißt, dass es in New York keine Iren gibt. Im Gegenteil, es gibt hier mehr als genug aber nicht in diesem Viertel. Ist nun mal Neu - Rom hier. Und wenn man keinen kennt ist man ohnehin schon eine Ar Eindringling. Wenn du dann auch noch kein Spagettifresser bist, dann ist es noch schlimmer. Und ich bin mir sicher, dass es Fabrizio interessieren wird, ob du nicht mit irgend einer anderen... Freiberuflichen Vereinigung zu tun hast. Gerade die Leute, die Alkohol verkaufen sind nun mal misstrauisch."
Und während sie geredet haben, sind sie auch schon bei einer schmalen Tür angekommen im Innenhof des Zinshauses. Das Kopfsteinpflaster ist feucht und rutschig, weshalb Polly diesmal lieber aufpasst, bevor sie sich noch einmal unfreiwillig hinsetzt. Vor allem weil ihr Kreuz, zugegebenermaßen, ziemlich weh tut, was sie allerdings runter schluckt.
Energisch klopft sie an die Tür und nur einen Augenblick später öffnet sich ein kleines darin eingelassenes Fenster. Dunkle, aufmerksame Augen sind zu erkennen. Mustern erst Polly, danach ihren Begleiter: "Hat dir mein Vater nicht schon mal gesagt, dass du deine Geschäfte nicht bei uns machen sollst?" blafft Fabrizio sie an und Polly schüttelt den Kopf: "Kann man nicht mal einfach was trinken?" motzt sie zurück und verschränkt die Arme vor der Brust.
"Und wer ist der da?"
Polly wendet den Blick über die Schulter: "Ach das ist nur ein alter Freund... Das ist äh..." und erst jetzt fällt ihr auf, dass sie nicht mal weiß wie der Kerl heißt. So viel zu 'ein alter Freund'

Lächelt amüsiert als sie ihm erzählt, dass es sich bei Little Italy um Mafiagebiet handelt. "Wirklich, dass hätte ich nicht gedacht. Das klingt genauso wie in ScheißEngland, wo ich eine Zeitlang war. Bist du Ire unter Engländern oder unter Italienern, scheiß drauf überall der gleiche Scheiß!" Auf die Freiberuflichen Organisationen lächelt er und sagt dann "Klar, ich gehöre zum Englischen Geheimdienst! Aber verlange nicht, dass ich ein Bild der Queen küsse, ihr Unterlippenbart kratz selbst wenn er gemalt ist." sagt er grinsend und schweigt jedoch als sie den Türsteher erreichen. Als nach seinem Namen gefragt wird, mustert O'Brian den Türschlitz. "Mein Name ist O'Brian, Seamus O'Brian aus Irland!"

"Noch ein Irenhintern... Als würde der von Polly nicht reichen. Dio... Ihr vermehrt euch ja auch wie die Karnickel oder?" murrt Fabrizio durch die Tür und Polly stemmt die Arme in die Hüften: "Bist du dann fertig?" murrt sie und verdreht die Augen.
"Fängst du jetzt an Forderungen zu stellen?" murmelt er und auch wenn sie nur seine Augen sehen kann, weiß sie genau dass er grinst.
"Hör mal... Wir wollen einfach nur was trinken. Es regnet Hunde und Katzen und ich bin ohnehin mies gelaunt. Also wenn ich dir das nächste mal, wenn ich dich auf der Straße sehe nicht dorthin treten soll, wos wirklich weh tut, dann man gefälligst die verfluchte Tür auf." keifte sie und tritt, um ihre Worte zu unterstreichen, mit ihrem abgewetzten Stiefel gegen die Tür.
"Jaja ist ja gut..." murrt Fabrizio und Polly kann hören wie er den Schlüssel im Schloss herum dreht. Noch einmal wendet sie sich an Seamus, wie sie nun weiß: "Erwarte nicht zu viel. Das was die Yenkis Whiskey nennen, dürfte man bei uns glaub ich nicht mal als Pferdepisse verkaufen."

Seamus überlegt gerade zu sagen, dass der dreckige Spagetthifresser es merken würde, wenn das Viertel Little Dublin heißen würde, doch da beginnt der Kerl auch die Tür zu öffnen und Seamus erspart sich den Kommentar. Auf die Warnung von Polly zuckt er mit den Schultern "Was will man überhaupt von diesem Land erwarten? Das wurde von Engländern besiedelt!" gibt er als Antwort und wartet dann darauf, dass die Tür sich öffnet. Diesen Fabrizio will er doch mal sehen, sicherlich ein pickliger Jüngling, der sich jetzt wo er ein wenig Macht bekommen hat sich wirklich wichtig tut. Naja, ein bisschen Böse gucken und der kleine würde seinen noch nie benutzen Schwanz schon einziehen. So lief es immer, wenn Seamus in ein neues Gebiet kam in dem er noch vollkommen unbekannt war. "Wären wir noch in Belfast, da hätte sich keiner gewagt mich an der Tür aufzuhalten!" murmelt Seamus leise. "Gut, da würde ich auch nicht in einer Schneiderei trinken müssen!"

Seamus, seit neustem nun Auftragsmörder der Familie Cappechi, kommt mit zufriedenem Grinsen aus einem Laden und betrachtet schnell die Uhr die er sich gegönnt hat. Sie war zwar nicht teuer, vielleicht siebzig oder achtzig Dollar, jedoch ist dies in Zeiten wo die meisten Arbeitslos sind doch eine recht teure Investition gewesen. Er hat auch ein paar bessere Zigaretten, Marke Strike gekauft, denn schließlich sollte er nun auch die Früchte seiner Arbeit genießen. Er spaziert nun die Straße lang, wo ein Junge gerade Zeitungen verkauft. Er wirft dem Jungen die verlangten 20 Cent zu und nimmt sich eine der Zeitungen. Amüsiert liest er über seine gestrige Tat, scheinbar wurde gestern ein Italienier umgebracht. Die Polizei fand den bekannten Schläger in seiner Wohnung, wo er durch einen Schuss in den Kopf hingerichtet wurde. Ein C prangte auf der Stirn. In Falle des Täters tappe man im Dunkeln, da der einzige Mögliche Täter zur Zeit des Überfalls in Polizeigewahrsam war. Seamus grinst, diese Idioten waren wirklich zu dumm, fielen immer auf die selben Tricks herein. So geht er nun die Straße entlang, langsam und liest seine Zeitung, eine seiner Strikes im Mund.

Mürrisch stapft Polly den Gehweg entlang. Großartig... Sie war doch tatsächlich zu spät gekommen. Und nicht nur, dass sie einen Tageslohn deshalb verloren hatte. Nein... Man hatte sie doch tatsächlich hinaus geschmissen. 'Einige Freunde des Firmenchefs halten dich für eine Unruhestifterin. Es wäre also besser, wenn du gehst.'
Wer diese Freunde sind kann Polly sich schon denken. Ihr Gefühl was Seamus betrifft, hat sie also nicht getäuscht. Ärger... Nichts als Ärger...
Zumindest hat sie noch den Lohn für die Tage bekommen an denen sie diese Woche arbeiten gewesen ist, denn sie kann sich lebhaft vorstellen, dass Pietro das nächste mal, wenn er bei ihnen auftaucht etwas mehr Geld haben möchte. Oder ihr Vermieter plötzlich, und natürlich nicht ohne von den Culincis darauf hingewiesen worden zu sein, die Miete erhöht.

Seamus liest unbeachtet der Passanten seine Zeitung, dass er dadurch auf Polly zusteuert merkt er nicht wirklich, zu vertieft ist er in jene Zeitung, welche gerade die neusten Entwicklungen in New York und der Welt präsentiert. Nichts neues, überall die gleiche Scheiße auch hier. Da die Zigarrette inzwischen fast komplett aufgeraucht ist, wirft Seamus sie schließlich auf den Bordstein.

Polly verzieht den Mund als sie Seamus erkennt, der Zeitung lesend auf sie zukommt. Sie sollte ihm aus dem Weg gehen... Im Grunde war sie noch nie jemand gewesen, der einem anderen das Messer in den Rücken sticht, weshalb sofor dieses ungute Gefühl in ihrem Magen wieder aufflammt. Andererseits hat sie Pietro nur zu gut in Erinnerung... Vielleicht reicht es wenn sie die Straßenseite wechselt. Noch hat er sie nicht gesehen... Aber dafür ist keine Zeit mehr. Hektisch wendet sie sich einem Schaufenster neben sich zu und hofft, dass sie jetzt nicht anfängt auf offener Straße zu weinen.

Seamus erkennt sie auch nicht wirklich, er ist zu sehr von dem Bericht über die Ermordung Giovannis fasziniert, denn inzwischen liest er ihn schon zum viertel mal. Jedoch bleibt er direkt vor Polly stehen, klappt die Zeitung zusammen und holt sich eine neue Zigarette raus, um sie sich anzuzünden.

Polly kann seine Spiegelung hinter sich im Schaufenster sehen. Überlegend beißt sie sich auf die Unterlippe, bevor sie sich mit einem mal schwungvoll herum dreht: "Hör mal... Die Culcinis machen mir jetzt ziemlich das Leben schwer wegen der Sache in der Schneiderei und glaub mir einfach, dass es für uns beide besser ist, wenn wir uns nicht mehr ganz so oft über den Weg laufen." erklärt sie ihm hektisch, bevor sie sich zum Gehen wendet.

Seamus blickt nun doch ein wenig verwirrt drein "Guten Tag erstmal. Soviel Zeit sollte sein!" Als er sieht, dass sie schon gehen will, packt er sie an der Schulter und sagt "Bleib hier und erkläre mir das mal genauer. Was haben denn unsere Freunde, die Culchinis schon wieder gemacht?" fragt er und blickt Polly ernst an. "Wenn du Schwierigkeiten durch mich bekommen hast, dann sag es mir bitte!"

Polly blickt sich hektisch um, um sicher zu gehen, dass niemand sie belauscht, bevor sie seine Hand von ihrer Schulter nimmt: "Sagen wir einfach, dass sie dich nicht mögen in Ordnung? Was sie gemacht haben ist..." Sie schüttelt den Kopf und strafft ihre Schultern: "Lass das mal meine Sorge sein."
Seufzend kratzt sie sich an der Augenbraue und versucht seinem Blick auszuweichen und sieht über seine Schulter hinweg auf die Straße. "Also was ich sagen will ist... Du solltest auf dich aufpassen und nicht jedem vertrauen..."

Seamus zuckt mit den Schultern "Ich kann sehr gut auf mich aufpassen und ich vertraue nur meinen eigenen Landsleuten." Er blickt sie an "Oder willst du mir sagen, ich sollte auch dass besser nicht mehr machen?" Da sie die einzige Irin hier ist die er kennt, betrachtet er sie aufmerksam. Dann sagt er jedoch "Los, deine Probleme? Gibt es Schwierigkeiten? Sag es mir, schließlich schulde ich dir sowieso noch einen Gefallen!" sagt er und betrachtet sie aufmerksam.

"Vielleicht wäre es besser niemandem zu trauen außer dir selbst." murmelte Polly und schiebt ihr Kinn vor, bevor sie sich umsieht. "Und um mich und vor allem dich nicht noch mehr in die Scheiße zu reiten, ist es einfach besser wenn wir uns einander aus dem Weg geht. Alles andere würde nämlich bedeuten, dass die Culincis wissen wollen, was du mir erzählst. Und wenn ich die Klappe halten, dann prügeln sie es aus mir heraus. Und das wär noch das Netteste. Sicher könnte ich mir das Leben leicht machen und ihnen erzählen, was du tust und sagst. Aber... Ich mag ja vieles sein. Und einiges von diesen Dingen ist sicher nicht besonders gut, erstrebenswert oder tugendhaft, aber eines bin ich nicht und werde es nie sein. Hinterhältig."

Seamus lächelt leicht und sagt dann "Glaub mir, deine Culchinis werden bald nur noch ein Wort sein, etwas woran man sich nicht gerne erinnert, ein Alptraum, der längst keine Angst mehr macht!" sagt er grinsend aber geheimnisvoll. "Ich denke gar nicht dran, dich jetzt nicht mehr zu sehen." sagt er und hält ihr die Zeitung hin "Lies und du wirst verstehen!" sagt er und raucht währenddessen weiter.